Tabuthema: Freiheitsentzug statt Pflege
Eigentlich müsste ein Aufbegehren durch die Bevölkerung gehen. Nach einer Veröffentlichung der Tageszeitung „Die WELT“ vom 10.01.2013 wird jeder fünfte Bewohner eines Altenheimes Opfer von Gewalt. Schläge, Hunger, Fixieren – Experten sprechen von einer hohen Dunkelziffer in der Pflege.
Freiheitsentzug ist in der stationären Pflege keine Ausnahme
Vertreter von Bewohnern, Pflegeeinrichtungen, Krankenkassen, der Heimaufsicht und des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) führten im Jahr 2005 eine Studie mit mehr als 2300 Bewohnern aus 30 Einrichtungen in Hamburg durch.
Nach Feststellung der Fachleute kamen bei 40 % aller Pflegebedürftigen innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von einem Jahr freiheitsentziehende Maßnahmen zur Anwendung. Hierunter ist zum Beispiel das Ruhigstellen mit Medikamenten, Fixieren am Bettgitter, Wegnahme von Hilfen zur Fortbewegung, etc. zu verstehen. Ähnliche Zahlen finden sich auch im dritten Pflegebericht des MDK aus dem Jahr 2012.
Gewalt in der Pflege wird in der Öffentlichkeit weitgehend verdrängt
Nach Erfahrungen von „Blickpunkt-sichere-Pflege“ wird das Thema „Gewalt in der Pflege“ von den Menschen weitgehend verdrängt. Dies erstaunt – denn eigentlich müßte es jeden Normalverdiener interessieren. Denn immerhin wird fast jeder zweite Kassenpatient im Laufe seines Lebens pflegebedürftig (BARMER GEK Pflegereport 2010).
Blickpunkt sichere Pflege ist bestrebt, sich einen Überblick über die Pflegesituation in Lübeck und Umland zu verschaffen.
Die Erkenntnisse sollen zunächst in Gesprächen mit Kranken- und Pflegekassen sowie auf regionalen Pflegekonferenzen weiter erörtert werden. Angestrebt ist eine Pflegeversorgung, die sich an der Menschenwürde orientiert und auf freiheitsentziehende Maßnahmen möglichst verzichtet.
Zu diesem Zweck bittet „Blickpunkt-sichere-Pflege“ die Leser um Mithilfe. Wer Gewalt in der Pflege oder freiheitsentziehende Maßnahmen erlebt hat – gleich ob als Betroffener, Angehöriger oder beruflich in der Pflege tätig – möchte sich mit den ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern in Verbindung setzen. Selbstverständlich ist auch eine anonyme Kontaktaufnahme möglich.